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Samstag, 29. August 2009

Der langweilige Wahlkampf

In meiner Jugendzeit, als die deutsche Demokratie noch jung war und die Medien nicht so schillernd über den Wahlkampf berichteten, hatten viele Politiker "Ecken und Kanten". Sie hatten, wenigstens zum großen Teil, Lebenserfahrung. In meinen Augen waren sie damals überzeugender als heute. Sicher, die Themen waren ganz andere, obwohl Macht schon immer eine Rolle spielte. Manche wollen uns weiß machen, dass das politische Geschäft komplizierter und schwieriger geworden sei. Das stimmt nicht. Lobbyarbeit gab es schon immer in den Vorhöfen der Parlamente und in den Nebenzimmern. Im Umfeld der Politik lässt sich früher wie heute gutes Geld verdienen. Die Medienflut war nicht so gigantisch wie heute, ausser Zeitung und Rundfunk und dem jungen Fernsehen mit zwei Kanälen gab es nichts. Wer überzeugen wollte musste in die Öffentlichkeit, musste Versammlungen und Kundgebungen arrangieren und leibhaftig vor vielen Menschen seine Meinung Kund tun. Die Politiker waren "näher am Menschen" (ein Wahlkampfslogan der CSU). Heute erreichen sie vom Studio aus Millionen, spulen ihre Sätze zwischen Hightech ab und vergessen das Individuum. Sie bewegen sich in anderen Denkkategorien als der Durchschnittsbürger. Begnadete Rhetoriker gibt es heute keine mehr, vielleicht waren Gerhard Schröder und Joska Fischer die letzten dieser Zunft. Die Wahlkampftaktik hat das offene Wort verdrängt. Ein Satz von Franz Josef Strauss hatte mehr Inhalt und Brisanz als eine ganze Rede von Angela Merkel. Helmut Schmidt konnte messerscharf seine Argumente plazieren. Konrad Adenauer brachte es mit seinem rheinischen Dialekt fertig die Opposition zur Weißglut zu bringen. Herbert Wehner bellte Zwischenrufe ins "hohe Haus" die heute noch Legende sind. Wenn heute einer wie Gregor Gysi rhetorisch brillant seine Argumente von sich gibt wird er zum Populisten abgestempelt. Wo sind sie geblieben, die spannenden Debatten? Politik ist fade und uninteressant geworden, das liegt nicht an den Themen, das liegt an den Politikern. Manche wissen nicht mal mehr von was sie reden, sie kennen nur ihr Parteiprogramm. Wie leicht hat es da ein von und zu Guttenberg, der mit seinem Auftreten, seiner Aristokratie für Aufregung sorgt. Welchem Politiker zollt man heute noch in den gegnerischen Reihen Hochachtung? Die Bundestagsmandate werden nach good will der jeweiligen Parteien besetzt. Querdenker will keine Partei in ihren eigenen Reihen haben, dabei sind sie für eine lebendige Demokratie unverzichtbar. Momentan erleben wird den langweiligsten Wahlkampf in der Geschichte der Bundesrepublik, dabei könnte er im jetzigen Parteienspektrum hochinteressant sein. Keiner vermittelt das, sie haben Angst in der Öffentlichkeit ein falsches Wort zu sagen. Wenn mal gepoltert wird, dann ist das vorher einstudiert, da ist nichts mehr Spontanes. Die Menschlichkeit, die Seele des Politikers bleibt verborgen, die Taktik beherrscht die Szene.

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