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Sonntag, 11. Juli 2010

Sommerloch

Die erste Garde weilt im Urlaub, die zweite Garde feiert Sommerfeste und die dritte Garde, auch Hinterbänkler genannt, wird von den Medien hofiert. Endlich hören wir keine von Kommunikationstrainern einstudierten nichtssagenden Statements. Wir hören Originalton eines Abgeordneten, der das ganze Jahr über brav dem Fraktionszwang huldigt, seine eigene Meinung an die politischen Gegebenheiten anpasst und in seinem Wahlkreis bei allen möglichen Feuerwehrfesten, Einweihungen, Vereinsjubiläen präsent ist, honorig begrüßt wird und ansonsten nichts zu sagen hat. Jetzt schlägt seine Stunde. Das Micro eines überregionalen Senders nimmt seinen und nur seinen Originalton auf. Sein Konterfei strahlt aus der Klotze. Es füllt die Bildbreite und weit und breit keiner, der ihm diesen Platz streitig machen kann. So sehen Gewinner aus, im Sommerloch. Das ist Politik ungefiltert und bodenständig. Sie dürfen über die große Politik philosophieren, die sie sonst nie beeinflussen können, sie erleben es im Mittelpunkt zu stehen, wo sie sonst nur Randerscheinung sind. Ihr Glücksgefühl lässt sie Sätze über die Lippen schwappen, die nicht mit Parteiprogrammen identisch sind, gelegentlich grammatikalisch bedenklich rüber kommen. Das ist O-Ton, authentisch und sommerlochfüllend.

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