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Donnerstag, 16. Februar 2017

Da pfeife ich doch drauf!

Wenn man gegen die Siebzig geht, gilt der Spruch:
»Über die Jahre wird man alt!«
Erst bemerken das die Anderen. Es dauert, bis man das selbst verinnerlicht hat.

Immer öfters kommt der gut gemeinte Ratschlag, doch seine Memoiren zu schreiben.
Wenn das bei einem Schreiberling wie mir andauernd gefordert wird, ist es ein untrügliches Zeichen, man wird alt!
Ob Memoiren oder Autobiografie, irgendwie ist es dasselbe.

Durch die Blume wird einem gesagt: »Neues kommt eh nicht mehr, schreibe Deine Vergangenheit auf, damit Du noch was zu tun hast!«

Selbstverständlich sträube ich mich dagegen. Wer nur in der Vergangenheit lebt vernachlässigt zwangsweise seine Zukunft. Und die ist mir immer noch wichtig!
Und außerdem wird bei solchen Biografien, besonders wenn es Autobiografien sind, gelogen, dass sich die Balken biegen.

Dann verschieben sich auch die Sichtweisen und Perspektiven im Laufe der Jahre. Was einem heute lächerlich vorkommt, konnte seinerzeit ein ernstzunehmendes Problem darstellen.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben:

Ich stand vor einem Riesenproblem! Alle meine Versuche scheiterten kläglich. Was hätte ich alles dafür gegeben, das zu können. Es ging einfach nicht!
Ich konnte nicht durch die Finger pfeifen.

Bei meinen Freunden sah das so einfach, so easy aus. Egal, ob mit zwei Fingern oder vier Fingern, einhändig oder zweihändig, ich bekam keinen Ton heraus.
Selbst die Mädchen konnten das, nur ich nicht!

Sie mögen mich jetzt auslachen. Als Zwölfjähriger war mir damals nicht nach Lachen zumute. Ich litt darunter. Es nagte an meinem Selbstwertgefühl, obwohl ich damals noch gar nicht wusste, was das ist.

Alle konnten das, nur ich nicht.

Sie können überhaupt nicht nachvollziehen, in was für eine unendliche Seelenpein mich das stürzte. Bei jedem Pfiff zuckte ich zusammen. Immer wieder versuchte ich es heimlich. Vorher vergewisserte ich mich, von niemandem beobachtet zu werden. Meine frustranen Pfeifversuche sollten nicht noch zum Gespött meiner Freunde werden.
Nie bekam ich auch nur einen einzigen Ton heraus.

Heute mit fast Siebzig ist mir das scheißegal. So ändern sich die Zeiten. Macht es dann Sinn seine Memoiren zu schreiben, wenn sich die wichtigen und unwichtigen Dinge dermaßen verschieben?

In meinen Memoiren, wenn ich denn welche schreiben würde, käme diese Pfeiferei nicht vor. Und wenn, dann wäre ich einer gewesen, der pausenlos mal mit zwei, mal mit vier Fingern einen markanten Pfiff hinter den Mädels herschickte. Sozusagen als Markenzeichen. Das wäre dann ganz unverschämt gelogen, aber exakt so entstehen Memoiren.

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