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Samstag, 25. Februar 2017

Hüttenzauber


Während der Sommermonate war die Lamsenjochhütte gut belegt. Wenn in den späten Nachmittagsstunden die Tagestourengeher ins Tal zurück stiefelten, wurde es ruhiger.

Dann blieben nur eine handvoll eingefleischte Bergfexe übrig und ein paar gutbetuchte Hausgäste, die mal auf einer richtigen Berghütte übernachten wollten.

Nachdem Letztere den Sonnenuntergang gebührend mit »Ahs« und »Ohs« bewunderten, zogen wir uns in die Stube zurück und setzten uns an den großen runden Tisch gleich neben dem Kachelofen.
Keiner saß alleine in der Ecke.

Wir drei hatten unsere Schlafstatt bereits ausgesucht.
Die Hausgäste hatten richtige Zimmer, so eine Gemeinschaftsunterkunft mit Matratzenlager war ihnen fremd. Soweit sollte das Erlebte doch nicht gehen.

Ganz zufällig griff ich meine Klampfe und zupfte etwas darauf herum.
Dann kam der Hüttenwirt, natürlich auch ganz zufällig, mit drei Stamperl daher.
»Buam, spuids oan auf!«

Wir leerten die Stamperl, Robert holte seine Ziach hervor. Max, der dritte im Bunde, schnappte sich zwei Löffel, legte seine Maultrommel und eine Mundharmonika auf den Tisch. Schon erklang der erste Zwiefache.

Irgendwie waren die Stamperl erneut gefüllt und eine Flasche Bier stand auch daneben.
Dann erzählten wir etwas über unser karges Studentenleben, prosteten uns zwischendurch zu, redeten von waghalsigen Bergtouren, von der Einsamkeit der Gipfel und noch mehr so ein Kram. Die Hausgäste spitzen die Ohren.

Nachdem wir das Tiroler Bergsteigerlied intonierten, wurde es mucksmäuschenstill.

Wohl ist die Welt so groß und weit
Und voller Sonnenschein
Das allerschönste Stück davon
Ist doch die Heimat mein.
Dort wo aus schmaler Felsenkluft
Der Eisack springt heraus,
Von Sigmunds Kron der Etsch entlang
Bis zur Salurner Klaus.

Die Stamperl füllten sich wieder. Urplötzlich stand eine Brettljausen vor uns. Die Hausgäste ließen sich nicht lumpen.
Nun wurden allerlei Berggeschichten, Anekdoten und Selbsterlebtes zum Besten gegeben. Zwischendrin spielten wir wieder auf.

Wir sangen unser Repertoire rauf und runter.
Die Bergvagabunden,
Hohe Tannen
Von den blauen Bergen kommen wir.

Und weil alle einverstanden waren, setzte der Wirt die sonst übliche Hüttenruhe um 22 Uhr ausser Kraft.

 


Ganz zum Schluß erklang noch das Andreas-Hofer-Lied. »Zu Mantua in Banden«.
Das mussten wir immer singen, wenn Edwin, ein Bergsteiger aus Schwaz/Tirol mit am Tisch saß.

So verbrachten wir viele Abende auf der Lamsenjochhütte. Was besonders angenehm war, wir zahlen dafür keinen roten Pfennig.
Der Wirt machte einen guten Umsatz und ließ uns kostenlos übernachten. Die Hausgäste erlebten einen original Hüttenzauber und zahlten unsere Zeche.

Am nächsten Morgen gingen wir auf Bergtour, auch wenn der Schädel noch so brummte. Die klare Bergluft und unsere Jugend waren Garant dafür, dass wir schon bald wieder den Kopf frei hatten.

Dann intonierten wir das König-Ludwig-Lied »Auf den Bergen, da wohnt die Freiheit«, stießen einen herzhaften Juchzerer aus und gingen den Gipfel an.

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