Liebe Freunde, wenn Sie Texte aus meinem Blog verwenden,
bitte geben Sie den Autor an, sonst ist es geistiger Diebstahl.

Donnerstag, 16. März 2017

Die Wiesn


Wenn man in München studierte, gehörte ein Oktoberfestbesuch dazu.

Ich wohnte nicht weit weg von der Wiesn. In 10 Fußminuten war ich mittendrin . Das Verlangen nach einer frisch gezapften Maß und einem Steckerlfisch bekam am Bavariahügel seinen ersten Dämpfer.

Dort lagen schon um die Mittagszeit zu Füßen der Bavaria die Bierleichen auf dem Rasen. Männlein wie Weiblein kotzten sich die Seele aus dem Leib oder ließen, sitzend oder liegend, ihrer Notdurft freien lauf. Selbst kopulierende Pärchen waren keine Seltenheit. Ein Münchner Boulevardblatt betitelte eine Story mit »München kotzt«.


Es war kein schöner Anblick. Fast jeden Tag führte mein Weg ins Klinikviertel dort vorbei.

Ich war ein seltener Oktoberfestbesucher. Es war sauteuer. Überall Gedrängel und Geschubse. Nie trug ich einen Rausch von der Wiesn nach Hause, nie!


 
Über allem schwebte nicht nur die Bavaria, sondern es waberte auch ein penetranter Geruch nach abgestandenem Bier, ranzigem Fett und Erbrochenem.

 



Bei meinem ersten Besuch kostete die Mass 2,50 DM. Richtig! Zweimarkfünfzig! Das muss so um 1970 gewesen sein.
Bei meinem letzten Wies’n-Besuch, zehn Jahre später, waren 5,00 DM angesagt.

Danach war ich niemehr auf dem Oktoberfest.

Gelegentlich parkte ich auf der Wiesn, wenn irgendwelche Kongresse im Messezentrum veranstaltet wurden. Ansonsten mied ich das Areal oder umfuhr es weiträumig.

 *****   *****   *****   *****


Ha, da fällt mir doch noch ein kleines G'schichterl ein, dass sich allerdings viel später zutrug.

Während des Chirurgenkongresses, der im Messezentrum auf der Schwanthalerhöhe stattfand, parkte ich mein Auto, es war nicht mehr der R4, auf der Wiesn.

Als ich in den späten Nachmittagstunden vom Kongress zurückkam, gab mein Anlasser keinen Mucks mehr von sich. Ich hatte das Licht angelassen.
Mit automatischer Abschaltung, wenn der Zündschlüssel gezogen wird, war nichts, gab es noch nicht!

Meinen R4 hätte ich mit der Anlasserkurbel starten können.

Der Zufall, oder nennen Sie es Fügung, wollte es. Wenig später kam ein Polizeiwagen lagsam die Parkreihen entlanggefahren.
Sie sahen mich und meine Verzweiflung.
»Geht nichts mehr?«, fragte einer der Polizisten!«
Innerlich Hoffnung schöpfend antwortete ich:
»Das Licht war an!«
»Ham wer glei!«
Nun fuhr er seinen BMW, die Münchner Polizei fuhr ausschließlich BMW, neben meinen Wagen. Der andere öffnete den Kofferraum und kruschte herum.
»Sackl Zement!«, sagte er ärgerlich, »wo ist denn das Ladekabel?«
Offensichtlich war selbiges nicht an Bord.
Mit einem »Zifix« und »Mir kemman glei wieder!«, brausten sie davon.
Wenig später kamen sie mit einem Ladekabel zurück.

Der Rest war Routine. Mein Auto sprang an.
»Nimmer abstellen!«, bekam ich noch mit auf den Weg.

Dann brauste ich davon. Wieder einmal musste ich der Münchner Polizei ein großes Lob austellen. Es waren und bleiben halt Pfundskerle.

Danke Freunde!

 *****   *****   *****


Und noch ein G’schichterl fällt mir gerade ein. Sogar eines mit meinem R4.

Wie oben erwähnt fuhr ich fast täglich an der Wiesn vorbei ins Klinikviertel. Während des Oktoberfestes war der Verkehr rund um die Wiesn chaotisch. Ich stand vor einer Absperrung und suchte eine Möglichkeit, auf die andere Seite der Wiesn zu kommen. Wieder war es die Münchner Polizei, die mir half.

»Sehen’s nicht, da ist alles dicht!«, raunzte einer der Beamten mich an. »Kehren’s um!«

»Ich muss dringend in die zweite Frauenklinik, es pressiert!«

Kurz entschlossen räumte einer der Beamten die Sperre zur Seite, setzte sich ins Fahrzeug und rief: Bleiben’s dicht hinter uns! Auf geht’s!«

Nun ging es mit Blaulicht von der Theresienhöhe an der Bavaria vorbei die Matthias-Pschorr-Straße entlang, quer über die Theresienwiese. Diese Pfundskerle geleiteten mich bis zur Frauenklinik, hupten, winkten kurz und weg waren sie.

Danke Freunde!

Keine Kommentare: