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Mittwoch, 29. März 2017

Kakteen und thüringer Bratwurst

An Pfingsten war Coburg angesagt.
Dort tagte jedes Jahr der Pfingstkongress der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen, auch Coburger Convent (CC) genannt. Es war und ist heute immer noch der Dachverband der gleichnamigen Studentenverbindungen.

Auf der Fahrt drängelte Hoss solange, bis wir einen Abstecher in die Bundeswehrkaserne nach Veitshöchheim machten.

Der aufmerksame Leser meiner Geschichten weiß, dass wir beide dort vor unserem Studium während unserer Bundeswehrzeit einen Sanitätslehrgang absolvierten.

Er wollte unbedingt unseren damaligen Ausbilder, einen Oberstabsfeldwebel besuchen.

Wir gingen in den zweiten Stock der Sanitätsschule.
Direkt neben dem Eingang zum Hörsaal hatte besagter Oberstabsfeldwebel seine Kakteensammlung, die er jahraus jahrein liebevoll versorgte.
Dem Stundenplan, der neben der Eingangstüre hing, entnahmen wir, dass in zehn Minuten Pause war.
Wir warteten.
Um mir die Zeit zu vertreiben, betrachtete ich die vielen Kakteenarten, die auf mehreren Tischen herumstanden.





Dann hörte ich ein Plätschern.

Hoss pinkelte gerade über die Succulenten, wie die Kakteen in der Fachsprache heißen.
 Er zog seinen Reißverschluss hoch und meinte:
»So, das musste jetzt sein. Damals schwor ich mir, einmal über seine Kakteen zu pinkeln!«


Wir warteten nicht mehr auf den Oberstabsfeld und machten uns statt dessen aus dem Staub.

In Coburg bezogen wir eine Massenunterkunft in einer für den Kongress umfunktionierten Berufsschule.
Dann kam der Pfingstsonntagmorgen. Am Abend zuvor feierten wir ausgiebig mit vielen anderen Verbindungsstudenten.
In voller Montur, d.h. im dunklen Anzug, Krawatte und Couleurband verbrachte ich die Nacht auf einer Art Feldpritsche.
Als mir die Sonne ins Gesicht schien, blinzelte ich verschlafen in die Runde und fand mich samt Pritsche auf dem Coburger Marktplatz wieder.
Die hatten mich doch tatsächlich von der Berufsschule mitsamt Feldpritsche auf den Marktplatz geschleppt.
Um mich herum ertönte aus vielen Kehlen ein donnerndes »Guten Morgen!«

Nachdem ich mich erst mal sortiert hatte, verdrückte ich an einer nahegelegenen Wurstbude eine Thüringer Bratwurt und trank ein Bier dazu. Dann war die Welt wieder in Ordnung.
Um die nun leere Bettstatt sollten sich meine Transporteure kümmern, sie hatten schließlich schon Übung darinnen.

Coburg war über die Pfingstfeiertage im Ausnahmezustand. Es war sicher ein Streich unter vielen.

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