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Mittwoch, 22. März 2017

Mein Freund Hoss


und unsere gemeinsame Freundin Gisela

Mit richtigem Namen hieß er Jürgen, aber alle nannten ihn »Hoss«, nach dem großen Dicken der Cartwright Brüder aus der Westernserie »Bonanza«. Jürgen hatte eine ähnliche Statur.
Zusammen absolvierten wir vor unserem Studium während der Bundeswehrzeit einen Sanitätslehrgang in Veitshöchheim.
In Marburg trafen wir uns im Hörsaal wieder.

Jürgen wollte Zahnmedizin studieren. Wegen des damals schon recht strengen Numerus clausus sowohl in Medizin als auch Zahnmedizin begannen wir ein Studium der Biologie, Chemie und Physik, immer in der Hoffnung, nach dem ersten oder spätestens zweiten Semester an die medizinische Fakultät zu wechseln.

Zum Wintersemester 1968/69 begannen zwei wunderbare und ereignisreiche Semester an der Philipps-Universität zu Marburg.

Hoss hatte eine winzige Studentenbude in 1. Stock eines Mietshauses direkt über dem Eingang ohne eigene Toilette, geschweige denn Bad. Die Toilette befand sich im 4. Stock. Im Parterre war ein Discounter untergebracht.

Ausgerechnet dort feierten wir die tollsten Feten. Wir besorgten uns den billigsten Lambrusco mitsamt altbackenem Weißbrot vom Discounter unter uns, dann konnte die Sause beginnen.

Natürlich gingen wir nicht jedes Mal in den 4. Stock zum Pinkeln. Da musste das Waschbecken im Zimmer gut genug sein.

Gisela lernten wir beide in der Zoologievorlesung kennen. Sie studierte Biologie und Sport, eine aufreibende Fächerkombination.
Immer wieder waren Ihre Vorlesungstermine dicht gedrängt, sodass Hoss oder ich sie mit dem Auto zu ihrem nächsten Termin fuhren, damit sie rechtzeitig hinkam.

Gisela musste ihr Studium alleine finanzieren. Ihr Vater, ein evangelischer Pfarrer, war schon vor Jahren gestorben.
Extravaganzen konnte sie sich mit ihrer kleinen Waisenrente nicht erlauben.
Wir lernten zusammen und saßen auch immer im Hörsaal beieinander.
Da blieb es nicht aus, dass Gisela Jürgens Bude kennenlernte. Sie lag halt sehr zentral mitten in Marburg.

Nachdem sie an einem Abend zum dritten mal in den 4. Stock zum Pinkeln hochging, schlugen wir ihr vor, auch vom Waschbecken gebrauch zu machen.
Sie hatte es bei Hoss und mir ja schon miterlebt und keinen Anstand daran genommen.
Sie war nur über unsere Freizügigkeit ihr gegenüber überrascht und meinte, bei Männern sei das ja recht einfach.

Ein paar Tage später saßen wir wieder in Jürgens Studentenbude und lernten. Die Zweiliterflasche Lambrusco war geöffnet und das altbackene Weißbrot zurechtgeschnitten, als Gisela uns beim Wort nahm.

Ein Stuhl wurde mit der Lehne ans Waschbecken gerückt.
Jürgen alias Hoss meinte, als Sportstudentin müsse sie das locker hinkriegen.

Gisela stieg auf den Stuhl, wir legten eine Decke um sie, dann ließ sie unter der Decke die Jeans herunter, setzte sich auf die Lehne und pullerte ins Waschbecken.
Selbstverständlich drehten wir uns als Gentlemen vorher um.
Es ging kein Tropfen daneben.
Sie war ein unkompliziertes Mädchen!

Später brauchte sie keine Decke mehr.

Allerdings muss ich dazu sagen, dass das Waschbecken durch ein winziges Mäuerchen, wenn auch offen, vom übrigen Zimmer abgetrennt war.

Gisela wurde zum echten Kumpel.
Im Universitätsbetrieb machten wir alles zusammen. Da gab es uns nur zu dritt. Egal wo wir hinkamen.
Weder Hoss noch ich wären auf den Gedanken gekommen mit Gisela eine Beziehung anzufangen, dabei war sie ein hübsches und nettes Mädchen.

Es war nicht meine und auch nicht seine Gisela, es war unsere Gisela!

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