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Freitag, 10. März 2017

Wann ist eine Maß eine volle Maß?

Irdene Krüge in den großen Biertempeln des Bayernlandes haben einen Nachteil. Man kann nicht sehen, ob die Maß voll ist. Erst wenn der Schaum weniger geworden ist, wird klar, ob gut eingeschenkt wurde.

Nun macht es keinen Sinn die Bedienung mit flotten Sprüchen darauf hinzuweisen. Etwa den: »Euer Bierausstoß könnte enorm gesteigert werden, wenn Ihr die Maßen besser einschenkt!«
Im Schriftdeutsch müsste es ja heißen: »..., wenn Ihr die Maßen besser einschenken würdet!«
Aber mit so einer Wortklauberei wird sich kein Bayer nie nicht aufhalten.

Ein jeder Zecher hat das Recht seinen nicht ganz vollen Maßkrug nachbessern zu lassen. Er muss allerdings selbst zum Schankkellner gehen.

Wortlos stellt er die Maß, die ja keine richtige Maß ist, weil sie nicht voll eingeschenkt ist, auf die Schanktheke. Der Kellner nimmt sie, prüft, ob nicht schon daran getrunken wurde, und schenkt nach!
Das klappt immer.

Von einem versierten Schankkellner ließ ich mir erklären, wie eine jungfräuliche nicht voll eingeschenkte Maß von einer bereits angetrunkenen Maß unterschieden wird.

Der Schaumfilm am Rand des Bierkruges muss vollständig sein. Sobald die Lippen, egal ob männlich oder weiblich, auch nur daran genippt haben, ist dieser feine Schaumüberzug unterbrochen. Erfahrene Schankkellner erfassen den Betrug binnen null Komma nix! Dann verweigern sie das Nachbessern.

Da können die Bierdimpfel noch so viel zetern und schimpfen. Fügen sie sich nicht in ihr Schicksal, kann es passieren, dass sie höflich aber bestimmt hinauskomplimentiert werden. In seltenen Fällen bei sehr renitenten Gästen ist sogar das Wort »rausschleißen« angebracht.

 Bier ist nämlich in Bayern heilig, damit betrügt man nicht!

Ein paar Neunmalkluge, zumeist aus nördlicheren Gefilden, versuchen immer wieder, die Zapfspezialisten hinter der Theke zu überlisten. Sie nehmen dann einen Strohhalm.
Aber auch das erkennt der geübte Blick. Auch ein Strohhalm hinterlässt seine Spuren. Dann ist der Flaum nicht mehr gleichmäßig verteilt und die feinen Bläschen werden unterschiedlich groß.
Das Gleiche würde auch ein eingetauchter Löffel anrichten. Aber nicht mal die Preißen saufen ihr Bier mit dem Löffel!

Durch langjährige Erfahrung und einer unbandigen Liebe zum Bier zeichnet sich ein guter Schankkellner aus. Ein Beruf mit Zukunft. Eing’schenkt wird immer, zumindest in Bayern.

Dosenbier wird im weißblauen Freistaat immer eine Randerscheinung bleiben. Flaschenbier, zumeist tragerlweise geliefert, ist was für pubertierende Jungspunde und Stubenhocker vor der Glotze.

Flaschenbier hat nur seine Berechtigung auf dem Bau!

Der wahre Biertrinker wird immer zum Frischgezapften greifen. Schlimm genug, dass es heute aus Stahlcontainern kommt.

Ach ja, noch was!
Wenn’s Ihr den Maßkrug leergesoffen habt und eine neue Maß haben wollt, dann legt Ihr bitteschön das Krügerl auf den Tisch, sonst kennt sich keine Bedienung nicht aus!

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