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Mittwoch, 3. Mai 2017

Die Villa am Starnberger See

Meine Studentenbude in der Ganghoferstrasse übernahm ich von Wolfgang, der in eine Kommune zog.
Ihn kannte ich von früher, er wusste, dass ich eine ordentliche Bleibe suchte. So konnte der Deal perfekt gemacht werden.

Vorher logierte ich mit einem Kommilitonen zusammen im Doppelzimmer einer Etagenpension.
Studentenunterkünfte waren seinerzeit Mangelware.

Das durfte kein Dauerzustand werden.
Immer wenn mein Mitbewohner zum Wochenende seine Freundin zu Besuch hatte, musste ich mir eine Notunterkunft besorgen oder ich wich in die Berge aus.

In der belebten Dachauer Straße konnte man nirgends am Fahrbahnrand parken. Nicht mal anhalten durfte man.
Einmal passierte es, dass ich meinen R4 halb auf den Bürgersteig fuhr, um nur kurz was Schweres auszuladen. Als ich wieder zurück zu meinem Auto kam, war schon ein Strafzettel hinter den Scheibenwischer geklemmt.

10 DM haben und nicht haben waren für einen Studenten keine Kleinigkeit. Also schnappte ich mir den Strafzettel, sprintete der Politesse nach und warf mich vor ihr in den Staub.
Na ja, ganz so dramatisch war es nicht, aber ich kniete vor ihr nieder und bat sie, einem armen Studenten das Knöllchen zu erlassen.
Die hübe junge Frau in schmucker Uniform war total überrascht um nicht zu sagen überwältigt, einen gut aussehenden jungen Mann vor ihr auf den Knien zu sehen.  Sie erbarmte sich meiner und zerriss das Knöllchen.

Ich war froh, dank Wolfgang, eine endgültige Bleibe gefunden zu haben.
Das möblierte Zimmerchen bei einer jungen Familie wurde bis zum Staatsexamen mein Zuhause.
Einen ordentlichen Schreibtisch bastelte ich mir aus mehreren leeren Biertragerl und einem vorhandenen Couchtisch zusammen. Bad und Küche konnte ich mitbenutzen, Herz was willst Du mehr?

Eines Tages stand Wolfgang in der Tür.
Ob ich Lust hätte und mir vorstellen könnte ein Wochenende in einer tollen Villa am Starnberger See zu verbringen.
Ich konnte mir das sehr gut vorstellen, aber ich fragte mich, wo der Haken dabei sei?

Ich sollte einfach mal mitfahren, dann würde ich schon sehen.
So reservierte ich das kommende Wochenende für den Starnberger See.

Am Freitagnachmittag fuhr ich mit meinem R4 mitsamt kleinem Gepäck inclusive Badesachen und Wolfgang auf dem Beifahrersitz gen Süden.
Sicher lotste er mich vor das Eingangstor eines Seegrundstückes mit prachtvoller Villa.
Wolfgang stieg aus, klingelte und sagte: »Wir sind da!«
Sonst nichts!

Wenig später rollte das Tor zur Seite.
Der R4 verschwand in einer weiträumigen Garage, in der schon ein roter Jaguar E stand.
Als ich meinen mickrigen R4 neben dem Boliden sah, musste ich unwillkürlich lachen!




Die Dame des Hauses, eine durchaus attraktive Mittvierzigerin und Ihre Freundin nicht minder attraktiv begrüßen uns wie zwei uralte Freunde.

Wir sollten erst mal unsere Zimmer beziehen und uns frisch machen, dann wäre ein intimes Barbecue angerichtet.

So langsam konnte ich mir die ganze Sache zusammenreimen.
Wir bekamen jeder ein Zimmer.
Dann rückte Wolfgang mit dem Haken heraus.

»Wir verbringen einen tollen Abend, machen das eine oder andere »Hupferle«, und morgen ist alles so, als ob nichts gewesen wäre. Am Sonntag können wir schon, wenn Du willst, um die Mittagszeit zurück nach München fahren!«

Obwohl ich nicht katholisch erzogen worden bin, wurde es mir recht mulmig.

Den Fortgang der Geschichte will ich ein andermal erzählen, auch wenn Sie jetzt noch so neugierig sind.

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